Zu Beginn des Kindergartenjahres, am 7. September 2022, richten sich mehr als 150 Wissenschaftler:innen aus dem Bereich der Frühkindlichen Bildung, Kindheitspädagogik und Bildung und Erziehung im Kindesalter mit einem eindringlichen Appell an die Politik: Sie befürchten aufgrund der aktuellen Entwicklungen und politischen Entscheidungen „eine Beschleunigung der Abwärtsspirale der Qualität“ und einen Zusammenbruch des Systems und fordern zum Handeln auf.
Auch die aktuellen Maßnahmen der Landesregierung zur Unterschreitung des Mindestpersonalschlüssels und zur Anhebung der Gruppenstärke wirken in dem ganzen Gefüge kontraproduktiv. Aus diesem Grund richten wir uns als Vereinigung der Waldorf-Kindertages-einrichtungen mit einem Appell an Kultus- und Sozialministerium in Baden-Württemberg, in dem wir uns dem Aufuf der Wissenschaftler:innen und der Stellungnahme des Paritätischen Baden-Württemberg anschließen.
Im Februar 2022 hat der Gemeindetag ein Positionspapier herausgegeben, in welchem er den massiven Fachkräftemangel konstatiert. Um diesem entgegenzuwirken, werden verschiedene Maßnahmen vorgeschlagen. Dazu gehören u.a. die Fortsetzung der Möglichkeit, den Mindestpersonalschlüssel um 20% unterschreiten zu können. Auch mit einer Erweiterung der Höchstgruppengröße um bis zu zwei Plätze soll der Fachkräftemangel abgemildert werden. Aus unserer Sicht kommt dies nicht nur einer Absenkung der Qualität in Kindertageseinrichtungen gleich, sondern bedeutet eine weitere Belastung für alle Mitarbeitenden.
Als Reaktion auf das Positionspapiers des Gemeindetags ist in der Zusammenarbeit Freier-Träger-Verbände und dem Paritätischen eine Stellungnahme entstanden, welche die vom Gemeindetag geforderte Absenkung der qualitativen Anforderungen in Kindertageseinrichtungen vehement ablehnt. Diesem schließen wir uns an.